Eine Safari in Afrika ist mehr als eine Reise – sie ist ein Eintauchen in eine Welt voller wilder Tiere, weiter Landschaften und unvergesslicher Begegnungen. Der Kern dieses Erlebnisses ist die Pirschfahrt, die im Englischen „Game Drive“ genannt wird. Dabei geht es keineswegs um ein Spiel, sondern um „game“ im Sinne von Wildtieren. Wer einmal in einem offenen Geländewagen durch den Busch gefahren ist, weiß, dass eine Pirschfahrt die vielleicht intensivste Art ist, Afrika zu erleben.
Was ist eine Pirschfahrt?
Unter einer Pirschfahrt versteht man eine Fahrt durch Wildreservate, Nationalparks oder private Schutzgebiete mit dem Ziel, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Am besten erlebt man sie im offenen Jeep oder einem Jeep mit aufklappbarem Dach, begleitet von einem ausgebildeten und erfahrenen Guide. Dieser kennt sich nicht nur bestens in der Region aus, sondern erzählt Spannendes über die Tiere, das Ökosystem und oft auch über die Geschichte des Landes und des Parks. Während der Safaris verbringt man viel Zeit mit seinem Guide, und nicht selten entwickeln sich Kontakte und Freundschaften, die lange nach der Reise bestehen bleiben. Viele Gäste berichten, dass ihre Guides ihre Safari maßgeblich geprägt haben und sie noch Monate und Jahre später Kontakt haben.
Welche Pirschfahrten gibt es?
Die klassische Pirschfahrt findet am frühen Morgen oder späten Nachmittag im Geländewagen statt. In vielen Lodges sind zwei Fahrten pro Tag inklusive. Daneben gibt es Nacht-Pirschfahrten, die allerdings nicht überall möglich sind und die mit einem Spotlight durchgeführt werden. Sie eröffnen den Blick auf eine ganz andere Welt: Buschbabys, Erdferkel, Stachelschweine, Schuppentiere, Ginsterkatzen oder Hyänen zeigen sich oft erst nach Sonnenuntergang und manche auch erst tief in der Nacht. Auch immer mehr elektrische Fahrzeuge, sogenannte E-Game Viewer, kommen zum Einsatz – besonders leise gleiten sie durch den Busch und schaffen ein noch intensiveres Naturerlebnis.
Selbstfahrer-Pirschfahrten sind ebenfalls beliebt, etwa im Etosha-Nationalpark in Namibia, im Krüger-Nationalpark oder im Addo Elephant Park in Südafrika. Hier können Reisende mit dem eigenen Mietwagen auf Entdeckungstour gehen. Dennoch lohnt es sich, auch eine geführte Safari zu buchen, da Guides nicht nur mehr Tiere aufspüren, sondern auch Zugang zu Gegenden haben, die für Privatfahrzeuge gesperrt sind. Außerdem lernt man viel über Tierverhalten und Zusammenhänge, die man allein oft übersieht.
Was sind die besten Reiseziele für Pirschfahrten mit Tierbeobachtung?
Afrika bietet eine Fülle von Regionen für unvergessliche Pirschfahrten. In Ostafrika locken die Serengeti und die Masai Mara mit der berühmten Wanderung von Millionen Gnus und Zebras. Südliches Afrika ist mit Botswana, Namibia, Simbabwe und Südafrika ebenfalls ein Paradies für Tierbeobachter. Das Okavango-Delta, die Kalahari, die Etosha-Pfannen oder der Krüger-Nationalpark gehören zu den Höhepunkten. Jede Region hat ihren eigenen Charakter – von wüstenartigen Landschaften über weite Savannen bis hin zu Flussläufen, an denen sich vor allem in den Trockenzeiten Elefantenherden und viele andere Tiere versammeln.
Wann ist die beste Reisezeit für Tierbeobachtung?
Die beste Zeit für Pirschfahrten hängt von der Region ab. Grundsätzlich gilt: In den Trockenzeiten sammeln sich Tiere an Flüssen und Wasserlöchern und sind grundsätzlich leichter zu beobachten. In Ostafrika gelten die Monate Juni bis Oktober als besonders geeignet, während im südlichen Afrika die Monate Mai bis September beste Bedingungen bieten. Die Regenzeit hat jedoch ihren eigenen Reiz: Dann ist die Landschaft grün, viele Jungtiere werden geboren, und die Parks sind weniger besucht. Außerdem ist eine Fahrt im Jeep durch einen richtigen afrikanischen Regenschauer ein Erlebnis, das einem ebenfalls für immer in Erinnerung bleibt.
Welche Tiere sieht man auf einer Pirschfahrt?
Auf Pirschfahrten kann man fast die gesamte Tierwelt Afrikas erleben. Die berühmten „Big Five“ – Löwe, Leopard, Elefant, Nashorn und Büffel – sind für viele Reisende das Highlight. Daneben gibt es Giraffen, Zebras, Antilopen, Flusspferde, Krokodile und unzählige Vogelarten. Näher als im Jeep kommt man diesen Tieren kaum: Löwen können direkt am Fahrzeug vorbeilaufen, Elefanten manchmal neugierig an einem Reifen riechen. Kleine Tiere hingegen halten meist eine gesunde Distanz. Besonders spannend sind die nächtlichen Begegnungen, wenn man mit Scheinwerfern in die Dunkelheit leuchtet und eher scheue Tiere entdeckt, die man tagsüber kaum zu Gesicht bekommt.
Was ist zu beachten bei einer Pirschfahrt?
Pirschfahrten dauern in der Regel drei bis vier Stunden. Am Morgen wird meist eine Pause mit Kaffee, Tee und kleinen Snacks eingelegt, am Abend genießt man beim Sonnenuntergang einen Gin Tonic, ein Glas Wein oder ein Erfrischungsgetränk – ein Ritual, das für viele zum schönsten Moment der Safari gehört. Wichtig ist die richtige Ausrüstung: Fernglas, Kamera und Neugier sind unverzichtbar. Bei kühler Witterung sorgen Decken, Ponchos und im Winter sogar Wärmflaschen für Komfort.
Es gibt einfache Regeln, die man beachten sollte. Sprechen Sie nicht zu laut, vermeiden Sie hektische Bewegungen und bleiben Sie im Fahrzeug sitzen – schon wegen der holprigen Wege. Machen Sie so viele Fotos wie Sie möchten und stellen Sie Ihrem Guide jede erdenkliche Frage. Er oder sie wird sich freuen, Wissen zu teilen und auch Fragen zu bekommen, die er oder sie sich selbst noch nicht gestellt haben – denn auch als Guide gilt, man lernt nie aus!
Aus dem Leben eines Guides
Ich selbst habe lange als Guide in einer Lodge und als Reiseleiter in verschiedenen Ländern des südlichen Afrikas gearbeitet. Die Ausbildung, die ein halbes Jahr dauert, war die lehrreichste und intensivste meines Lebens. Jeden Tag im Busch zu sein und die Umgebung mit allen Sinnen zu erfahren, war spannend und fordernd zugleich. Jede Pirschfahrt und jeder Walk war geprägt von neuen Erfahrungen und Geschichten. Diese Ausbildungen stehen jedem offen, der tiefer eintauchen möchten. In Südafrika, Botswana und Kenia bieten verschiedene Organisationen fundierte Trainings an, die von jahrelanger Erfahrung geprägt sind. Die wenigsten internationalen Gäste, die solche Kurse, die es ab 2 Wochen gibt, arbeiten dann auch als Guides. Es ist einfach auch eine sehr intensive Dauersafari, bei der man sehr viel lernen kann.
Fazit
Pirschfahrten sind das Herzstück jeder Safari. Sie sind spannend, lehrreich und voller Überraschungen. Ob im offenen Jeep (in Ostafrika meist mit aufklappbarem Dach) mit erfahrenem Guide oder als Selbstfahrer im Nationalpark – jede Pirschfahrt schenkt neue Eindrücke und Begegnungen. Am Ende geht es nicht nur darum, Tiere zu sehen, sondern auch den Rhythmus der Natur zu spüren, Geschichten zu hören und Momente zu erleben, die man nie vergisst.