20.09.2017 | REISEBERICHTE

Zu Fuß auf Spurensuche in der Wildnis

Die Sonne steht noch tief als wir das Camp verlassen und eine frische Brise weht durch mein Haar. Zu Fuß machen wir uns auf den Weg vom Chindeni Camp zum Bilimungwe Camp. Uns steht eine etwa 3,5-stündige Wanderung querfeldein durch den Busch bevor. Leise setzen wir einen Fuß vor den anderen, lauschen dem Knacken und Rascheln unter unseren Schuhen und nehmen die Umgebung mit allen Sinnen auf. Jeder Schritt muss sorgfältig gesetzt werden, um nicht über einen Baumstamm zu stolpern oder in ein Loch zu fallen.

Unterwegs lernen wir viel Wissenswertes über verschiedene Gräser, Baumarten und Tierspuren. Ich bin fasziniert, welche Geschichten uns die kleinen Details über den Busch erzählen und wie viele Geheimnisse bei einer herkömmlichen Pirschfahrt im Verborgenen bleiben. Wir halten zwischen umgestoßenen Bäumen und unser Guide erklärt uns die Vorgehensweise der Elefanten auf Futtersuche, während die Vögel im Hintergrund zwitschern.

Nach etwa einer Stunde kommen wir am Luangwa Fluss an, wo wir uns mit einer Tasse Kaffee und kleinen Biskuits ans Ufer setzen und die vorbeigehenden Elefanten beobachten. Ein kleines Elefantenbaby rennt voraus, um als erstes zum Wasser zu kommen, bevor es von den Älteren aus dem Weg geschubst wird. Warmer Dampf steigt aus meiner Kaffeetasse und ich genieße die absolute Ruhe, nur das Plantschen der Elefanten ist zu hören.

Unsere Guides packen den Proviant zusammen und es geht weiter entlang des Flussufers. Ein Puku erspäht uns bereits aus der Ferne und flüchtet mit leichtfüßigen Sprüngen durch das Wasser. Nach wenigen Metern entdecken wir Spuren auf dem Boden, die unser Guide sofort erkennt. Die Abdrücke sind noch frisch! Erst vor wenigen Minuten sind Löwen hier vorbeigekommen und sie waren in Eile. Mit zügigen Schritten folgen wir der Spur und halten dabei den Atem an, um möglichst kein Geräusch zu verursachen.

Plötzlich ertönt ein Gebrüll. Unser Guide dreht sich um und gibt uns ein Zeichen uns zu ducken, damit wir nicht entdeckt werden. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Die Rufe der Löwen sind klar zu erkennen, auch wenn der Wind sie aus ca. einem Kilometer Entfernung zu uns trägt.

Unser Guide deutet auf die andere Seite des Flusses. Wir krempeln die Hosen hoch, ziehen unsere Schuhe aus und waten durch das knietiefe Wasser, um dem Gebrüll zu folgen. Leider verlieren wir die Spur und müssen nach wenigen Metern aufgeben. Langsam fängt mein Herz wieder normal an zu schlagen.

- Jessica Sears